Kosmos Wiepersdorf

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Station 7: Jahreszeiten-Skulpturen
© Dirk Bleicker

Station 7
Jahreszeiten-Skulpturen

Mit Pferdekutsche und Eisenbahn: Wiepersdorfer Abgeschiedenheit

Um von Berlin nach Wiepersdorf zu gelangen, brauchte es zu Zeiten Achim von Arnims eine Kutsche und meist zwei Reisetage. Achim schimpfte 1822: „Seltsam ist es, daß bei allen Reisen mit der sogenannten Kutsche nach Berlin Unglück ist, entweder bricht sie, oder Pferde werden krank.“ Pferde spielten deshalb immer eine wichtige Rolle. Achim von Arnim schrieb in der „Vossischen Zeitung“ Artikel über Pferderassen, in den 1930er Jahren fuhren Kinder von Schloss Wiepersdorf mit der Pferdekutsche zur Schule nach Jüterbog, und noch 1952 wurden Gäste mit einem Pferdefuhrwerk vom Bahnhof der Kleinbahn in Reinsdorf abgeholt. Selbst Anfang der 1970er Jahre gehörte ein Pferd noch zur Wiepersdorfer „Ausstattung“. Ein Heimleiter, vermelden die Quellen, wurde gar vom Pferd getreten. Ungeachtet der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn, die Jüterbog bereits 1841 an größere Verkehrsnetze anschloss und die schon Bettine von Arnim sehr rege nutzte, blieb Wiepersdorf am Rande.

Diese Abgeschiedenheit bietet denen, die es mögen, unbeeinträchtigt von urbanen Ablenkungen, von städtischer Geschwindigkeit und Informationsüberflutung, ein Ausflugsziel und den Gästen aus Kunst und Wissenschaft die Möglichkeit, konzentriert arbeiten zu können.

Für andere bedeutet diese Ruhe jedoch Langeweile. Schon Bettine merkt an – vermutlich mit sarkastischem Unterton: „Heut hat die Gisel 8 Äpfel gebraten – wahrlich es passiert alle Augenblicke was.“ Zweihundert Jahre später besorgt sich die Schriftstellerin Ginka Steinwachs in Jüterbog Rollerblades, um den Fläming-Skate zu erproben, dieses einzigartige Netz aus Skate- und Radwegen, das sich über etwa 230 Kilometer durch den Niederen Fläming zieht. Und ihre Kollegin, die spätere Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe, wagt im benachbarten Reinsdorf einen Fallschirmsprung aus einem Flugzeug. Sonst gibt es wenig Spektakel.

Recht zwiespältig ist zudem das für Wiepersdorf typische Pilzesammeln. In den 1980er Jahren treibt es derartige Blüten, dass die Hausordnung ausdrücklich dekretiert: „Pilze auf den Zimmern zu trocknen ist unerwünscht.“ Zum einen ist der Waldspaziergang zweifellos Ausdruck geselliger Unternehmungen mit meditativen Qualitäten. Zum anderen aber mag er zu bestimmten Zeiten auch eine Gelegenheit geboten haben, jenen Ohren zu entkommen, die beim Aufenthalt in den Schlossgebäuden möglicherweise mithörten und das Gehörte weitergaben. Wie Wiepersdorf zum sozialistischen Schriftstellerheim wurde, erfahren Sie an der Station, die sich an der gegabelten Eiche befindet.